Dozierende
Ein wichtiger Bestandteil unserer Probenarbeit sind die Stimmproben mit professionellen Musiker*innen. Im Folgenden möchten wir unsere aktuellen Dozierenden vorstellen.
Miguel Alonso
Miguel Alonso ist freiberuflicher Kontrabassist. Er unterrichtet Kontrabass in der Musikschule, was ihm ganz besonders viel Freude macht, und ist außerdem bei verschiedensten Musikprojekten tätig.
Beim Uniorchester ist er erst seit dem Wintersemester 2021 als Dozent tätig. Seine Verbindung zu diesem Ausnahmeorchester besteht aber schon viel länger: seit 2016. Während seines Studiums hat er es kennengelernt und bis in seine Tätigkeit als Berufsmusiker begleitet. „Ich kann mich noch erinnern, dass es gleich am Anfang auch auf Tourneetour ging! Nach Spanien, in meine Heimat“, so Miguel Alonso.
Miguel Alonso wurde gefragt, welche Veränderungen er im Orchester in dieser Zeit wahrnehmen konnte, speziell auch während der Pandemie. Das Niveau des ganzen Orchesters ist dabei seiner Meinung nach über die Zeit immer noch besser geworden. Früher musste er manchmal einspringen und das ist jetzt überhaupt nicht mehr notwendig! Das Niveau ist sehr hoch und es herrscht auch eine tolle Stimmung und Engagement.
Zur Pandemie bemerkt er, dass diese das Orchester natürlich auch eingeschränkt hat, aber in der Kontinuität gleichzeitig auch Entwicklungsmöglichkeiten stecken. Auch ist er sehr beeindruckt von der tollen Organisation. Das Orchester passt sich den Zeiten an und dennoch bleibt die Musik immer aktiv mit Kammermusikprojekten oder mit kleineren Besetzungen. Er erklärt es am Beispiel seiner Person: „Mich hat dieses Orchester seit dem Studium bis zu meiner professionellen Tätigkeit begleitet. Ich bin darin gewachsen und es mir macht viel Freude, nun als Dozent mit der Bassgruppe arbeiten zu dürfen. Dass die Bassgruppe motiviert ist und richtig Spaß am Spielen hat, ist mein Hauptziel.“
Für die Zukunft will er als leidenschaftlicher Musiker allen mit auf den Weg geben, dass man das Musizieren schätzen und sich über diese wundervolle Möglichkeit freuen soll.
Thomas Grote
Seit 2015 ist Thomas Grote Dozent der Cellogruppe. Thomas hat zwei musikalische Leben aufzuweisen, eines als Cellist und Vorspieler der Cellogruppe bei den Bergischen Symphonikern. Auch als Dirigent ist er tätig, so u.a. beim Märkischen Jugendsinfonieorchester MJO und beim Symphonie- Orchester des Oberbergischen Kreises. Aktivitäten als Moderator, Arrangeur oder als Kammermusiker runden sein Profil ab.
2015 kam der Kontakt über Silke Löhr zustande, da sie als Stipendiatin die Bergischen Symphoniker dirigiert hat. Sie war damals die erste Dirigentin der Orchesterakademie am Pult dieses bekannten Orchesters, so Grote.
Im Uniorchester findet er vor allem die Kontinuität der gemeinsamen Arbeit zielführend. „Man sieht die Menschen sich entwickeln über die Jahre. Dadurch hat man mehr Zeit, mit jedem einzelnen Kontakt aufzunehmen. Die unterschiedlichen Spielstufen, die man natürlicherweise hat, wachsen langsam zusammen. Das freut mich sehr!“ Aktuell findet er die wachsende Homogenität der Cellogruppe bemerkenswert und freut sich über die Fortschritte, vor allem im klanglichen Bereich.
Als Jugendlicher hat er vom Schulorchester über das Musikschulschulorchester direkt den Sprung ins Bundesjugendorchester geschafft, mit dem er damals eine DDR-Tournee erleben konnte. Die vielen musikalischen Kontakte, insbesondere auf internationaler Ebene, waren für sein Leben eine „sehr entscheidende und prägende Zeit“, so Grote.
Für die Studierenden im Uniorchester hat er einen großen Wunsch, „...dass man die großartigen Stücke von Brahms, Beethoven, Schubert, Bruckner wirklich im Kopf behält, dass man die Stücke weiter pflegt. Denn es ist für die menschliche Entwicklung so unglaublich wichtig, dass man historisch, aber auch instrumental weiß, um was es sich dort handelt. Diese Stücke sind ein grundlegender Teil der gesellschaftlichen Entwicklung. Deswegen ist die Beschäftigung mit dieser Materie auch so notwendig. Letztendlich ist es auch immer wieder eine Erfahrung, die einen reicher macht. Also nie verzagen und keine Angst vor langen Symphonien. Ich rate sogar dazu! Nehmt sie euch vor, denkt sie durch. Das ist tatsächlich eine Erfahrung, die man nicht missen sollte.“
Ulli Haas
Der Tubist Ulli Haas, der bei den Duisburger Philharmonikern unter Vertrag steht und an der Folkwang Universität der Künste unterrichtet, wirkt in verschiedenen Kammermusikformationen mit und engagiert sich in der musikalischen Laienarbeit.
Beim Uniorchester unterrichtet er die Blechbläser*innen schon seit sechs oder sieben Jahren mit gewissen Unterbrechungen. Es begeistert ihn, dass „immer mehr sehr qualifizierte Musiker*innen dem Orchester beitreten“, so Haas im Interview am Probenwochenende im Januar 2022. Das Niveau sei sehr hoch, und er erlebt die Gruppe der Blechbläser*innen „sehr engagiert, sehr probenwillig und sehr schnell in der Umsetzung!“.
Seine Laufbahn als Jugendlicher begann auch in Jugendorchestern, speziell im Landesjugendorchester NRW. Aus dieser Zeit hat er vor allem den Spaß an der Musik mitgenommen, und er ergänzt: „Das Hobby ist der Beruf und der Beruf ist das Hobby“. Den Studierenden im Uniorchester empfiehlt er, immer offen zu sein und zu versuchen, Musikalität in jeder Art und Weise zu fördern.
Annelie Haenisch-Göller
Annelie Haenisch ist die stellvertretende Solo-Bratschistin bei den Duisburger Philharmonikern. Seit fünf oder sechs Jahren ist sie immer wieder als Dozentin für das Uniorchester aktiv, da ihr die Arbeit mit den jungen Menschen sehr viel Spaß macht. Sie betont die hohe Dynamik, die durch die enorm große Spannweite des Niveaus der Musiker*innen entsteht. Das zu vereinen ist die Aufgabe von ihr als Dozentin.
Die Arbeit mit den Studierenden sei immer sehr lustig. Es gefällt ihr besonders, so viele unterschiedliche Charaktere kennenzulernen. Diese Mischung und auch das Unterrichten befruchtet sich gegenseitig.
Als Jugendliche hat sie in vielen Orchestern gespielt, als Geigerin in den Schulorchestern und mit der Bratsche im Landesjugendorchester RLP. Während des Studiums in Karlsruhe war sie dann als Bratschistin im Hochschulorchester aktiv. Durch ihre sehr musikalische Familie wurde sie früh an klassische Musik herangeführt. Ganz besonders prägten sie die Phasen in den Orchestern, in denen man gemeinsam intensiv ein Stück erprobt, zusammen reist und dieses vorträgt, so Annelie Haenisch. Das Gemeinschaftsgefühl sei einfach großartig. „Nach diesen Erfahrungen war mir auch klar, dass ich das zu meinem Beruf machen möchte“.
Den Studierenden im Orchester rät sie, auch in stressigen Zeiten ein paar Mal in der Woche einfach zum Instrument zu greifen und ein bisschen zu spielen. Das helfe enorm beim Abschalten. Und es hält natürlich den Kontakt zum Instrument aufrecht. Lieber viele, kleine Schrittchen als plötzlich alles auf einmal.
Michael McGehee
Michael McGehee ist Dozent für die zweiten Geigen seit ungefähr fünf Jahren. Auch er ist Musiker bei den Bergischen Symphonikern und der Kontakt kam ebenfalls über Silke Löhr zustande.
Ihn beeindruckt, wie riesig die Entwicklung sein kann, wenn die Musiker*innen sich zwei Stunden lang einem Vorschlag widmen und intensiv daran arbeiten. „Dort habe ich gemerkt, wie groß ihr Hunger nach Musik ist, und auch nach Tipps zur Verbesserung ihrer Musik. Es war immer eine großartige Stimmung.“
Das Proben während der Pandemie erlebt er ganz anders. Man muss sich in einer Instrumentengruppe auf wenige Personen begrenzen, jede*r spielt allein an einem Pult. Das führt dazu, dass sich jede*r ein Stück mehr ins Rampenlicht stellen muss und sich auch trauen muss, mal Fehler zu machen und nicht ganz perfekt zu sein. Die größere Eigenverantwortung führt zu einer noch größeren Steigerung des Spiels. Über diese großartige Entwicklung freut sich Michael McGehee besonders.
Er war selbst früher auch in einem Jugendorchester und konnte damit um die Welt reisen. Als 17jähriger konnte er von Dallas nach Russland reisen und damals die ehemalige Sowjetunion kennenlernen. Gleichzeitig erinnert er sich an das immens intensive Proben, täglich viele Stunden am Stück und das über Wochen… Er betont aber auch, dass „durch Fleiß, durch Inspiration und durch die lange Zeit mein damaliger Lehrer wirklich was aus unserer Gruppe gemacht hat. Man merkt immer wieder, wie wichtig der Fleiß ist. Er ist auch viel wichtiger als Talent letzten Endes. Man erreicht so viel, wenn man konsequent dranbleibt, aber man darf natürlich nie den Spaß verlieren, das ist auch sehr wichtig.“
Dem Uniorchester rät er schlicht und ergreifend: „weiter so!“. Ihm gefällt die interne Stimmung sehr gut und er möchte alle ermuntern, die vielleicht Bedenken haben, dem Uniorchester beizutreten. Es wird natürlich viel gearbeitet, aber alle haben auch viel Spaß dabei. Dieser ist auch immer im Konzert zu hören, so McGehee.
Tonio Schibel
Einige meiner intensivsten musikalischen Erlebnisse verdanke ich den Jugendorchestern, in denen ich gespielt habe. Auch nach über 20 Jahren als Konzertmeister bei den Duisburger Philharmonikern habe ich diese Momente nicht vergessen und bin froh, wenn ich in den Stimmproben und an den Probenwochenenden des Düsseldorfer Uniorchesters etwas davon weitergeben kann. Das Ziel ist es, in der kurzen Zeit, die in den Proben, aber auch im privaten Zeitbudget der Mitspielenden gegeben ist, ein Maximum an technischer Bewältigung, aber auch musikalischer Ausdruckskraft zu erreichen, und zwar gleichermaßen für das Orchesterspiel wie auch die persönliche Weiterentwicklung jeder/jedes Einzelnen. Die knifflige Aufgabe besteht darin, mich in jedes auftretende Spielproblem hineinzuversetzen und Lösungswege aufzuzeigen, die einen unmittelbaren Effekt haben - für die Spielenden liegt die Herausforderung darin, gelegentlich die eigene Komfortzone zu verlassen und mit Offenheit neue Wege zu erproben, um das eigene Niveau und damit das des Orchesters auf eine neue Ebene zu heben. Wenn hin und wieder im Zusammenspiel eine noch nicht dagewesene, intensive Energie zu spüren ist, ist das Ziel erreicht. Entscheidend ist die lebendige Erfahrung, mitten im Musikgeschehen zu sein und gleichzeitig aktiv dazu beizutragen. Das ist bei Amateuren nicht viel anders als unter Profis, wobei im Uniorchester die Grenzen fließend sind, denn einige besonders Qualifizierte könnten zweifellos auch den Musikerberuf ergreifen. Da aber jede/r nur ein Leben hat, ist das Uniorchester ein idealer Ort, seine musikalischen Talente mit anderen und vor Publikum gewinnbringend auszuleben.
Ein besonderes Vergnügen war es für mich, 2013 als Solist im Violinkonzert von Alban Berg beim Uniorchester in Konzerten in Düsseldorf und auf einer Portugal-Tournee mitzuwirken.
Im Übrigen ist mir die Universitätsatmosphäre sehr vertraut, da ich neben dem Musikstudium auch eine Juristenausbildung durchlaufen habe.
André Sebald
Der Flötist Prof. André Sebald, der als Solo-Querflöte im Gürzenich-Orchester Köln tätig war und als Professor an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf Studierende ausbildet, ist seit 6 oder 7 Jahren als Dozent für die Holzbläsergruppe des Uniorchesters tätig, nachdem er über Empfehlung von Silke Löhr angefragt wurde.
Seit dieser kontinuierlichen Coachingtätigkeit fällt ihm die Offenheit der Musiker*innen im Orchester positiv auf. Prof. Sebald: „Jeder will sich verbessern und hat einfach Spaß bei der Sache“. Er erlebt das Orchester als „sehr lebendig und aufgeschlossen und meine lieben Holzbläser natürlich insbesondere. Alle haben neben ihrem Studium oder Beruf Lust, wirklich gut Musik zu machen und das ist genau der Grund, warum ich so gerne komme, das macht mir sehr Spaß!“
Sebald berichtet von seiner eigenen Laufbahn, die im hessischen Instrumental- und Konservatoriums Orchester begonnen hat und bemerkt: „Ohne diese besucht zu haben, kommt man später auch gar nicht in das Berufsorchester rein, das funktioniert nicht.“
Für die Bläsergruppe des Uniorchesters hat er noch einen handfesten Tipp dabei, nämlich viel Kammermusik zu machen! Er empfiehlt, in der Bläsergruppe zwei Bläserquintette zu gründen. Denn das Entscheidende an den letztlich sozialen Instrumenten sei es, gemeinsam zu spielen, Kammermusik oder Orchester. Einfach ein Teil vom Ganzen zu sein! Das ist das große Vergnügen daran.